DIE WILDE JAGD

For eight years now, songwriter and producer Sebastian Lee Philipp has been steering his project Die Wilde Jagd through the field of tension between contemporary electronic music and avant-pop. Between 2015 and 2020, three studio albums were produced as documents of Philipp's rigorous musical creativity. Most recently, "Atem", a composition for Roadburn Festival, was released in 2022, documenting yet another, more experimental side of the project. On the new, eagerly awaited fourth album, all these multi-faceted worlds are brought together in an impressive way.

"Ophio, Ophio" you say.
Lies in the end of you
Still the best ahead of me?

With these lines from the title track, Sebastian Lee Philipp poses the question that spans over the entire album like a parenthesis. The work entitled "ophio" tells of constant transformation, the blurring of beginning, end, and the various dimensions in between. "It's about the constant unfolding of the self, about the seductive forces of life, an ode to existence and the transformation to happiness." Says Philipp himself about his conceptual direction of the album.

The meandering between leaving behind and starting anew is not only found in the lyrics, but also in the music itself. The production seems more consistent than ever before, stripping away all frills and trinkets, like a skin that has become too tight. The compositions form a concentrate in which every single sound finds its space. In a certain sense, it's like listening to an introspection in which the bundled voices become a single, demanding murmur that is both drone and whisper in equal measure.

I see you in blows of delight
Where have you been?
Make my eyes to love the things that want to love

(From "In Wonnenhieben", engl. "In Blows of Delight")

As on the previous album "Haut", the drums were played by long-time stage partner Ran Levari. The new album also features cellist and singer Lih Qun Wong ("Lihla"), who first joined Die Wilde Jagd for the Live performance of "Atem". This collaboration sounds particularly impressive on "The Hearth", the band's first English-language song. A beguiling track as if of shiny, heavy tar, carried by Philipp's dense composition, Levari's pulsating beats and lyricist Wong's voice. Other production partners were Philipp Otterbach ("Kelch") and Vactrol Park ("In Wonnenhieben"). Nina Siegler, who could already be heard as a duet partner in the song "Himmelfahrten", also lends her voice again to the tracks "Ouroboros" and "In Wonnenhieben".

When the journey ends after just under 50 minutes with the questions "Will your songs blind me again? Be sparkling eyes to me in the dark?" and dissonant choirs release you out into the distance, it's as if you're right back at the beginning again, only to set off once more. An album as strange as it is beautiful.

- Daniel Jahn

Seit mittlerweile 8 Jahren bewegt sich Sebastian Lee Philipp mit seinem Projekt Die Wilde Jagd im Spannungsfeld zwischen kontemporärer elektronischer Musik und Avant-Pop. So entstanden zwischen 2015 und 2020 drei Studioalben als Dokumente von Philipps schier ungebrochener musikalischer Schaffenskraft. Zuletzt erschien 2022 mit »Atem« eine Kompositionsarbeit für das niederländische Roadburn Festival, die nochmal eine weitere, experimentellere Seite des Projektes dokumentierte. Auf dem neuen, mit Spannung erwartetem vierten Album werden all diese facettenreichen Welten auf beeindruckende Weise zusammengeführt. 

»Ophio, Ophio«, sagst Du
Liegt im Ende von Dir
Noch das Beste vor mir?

Mit diesen Zeilen aus dem Titel-Track stellt Sebastian Lee Philipp die Frage, die sich wie eine Klammer über das gesamte Album spannt. Das mit »ophio« betitelte Werk erzählt von ständiger Verwandlung, dem Verschwimmen von Anfang und Ende und den verschiedenen Dimensionen dazwischen.

»Es geht um die ständige Entfaltung des Selbst, um die verführerischen Kräfte des Lebens, eine Ode an die Existenz und die Transformation zum Glück«, so Philipp selbst über die konzeptuelle Ausrichtung des Albums.

Das Mäandern zwischen Zurücklassen und Neubeginn findet sich nicht nur in den Texten, sondern auch in der Musik selbst wieder. Die Produktion scheint konsequenter als je zuvor, jeden Tand und Schmuck abstreifend wie eine zu eng gewordene Haut. Hier formen die Kompositionen ein Konzentrat, in dem jeder einzelne Klang seinen Raum findet. Im gewissen Sinne ist es, als würde man einer Introspektion zuhören, bei der die gebündelten Stimmen zu einem einzigen, verlangenden Rauschen werden, das Dröhnen und Flüstern gleichermaßen ist. 

Siehst Du in tiefen Zügen,
Wie sich die Dinge fügen?
Mach Hände mir zu fühlen, was fühlen will.

(Aus «In Wonnenhieben«) 

Wie schon beim Vorgänger ›Haut‹ wurde das Schlagzeug von dem langjährigen Bühnenpartner Ran Levari eingespielt. Auf dem neuen Album ist nun auch die Cellistin und Sängerin Lih Qun Wong zu hören, die bei der Live-Performance von »Atem« zum ersten Mal zu Die Wilde Jagd stieß. Besonders beeindruckend klingt diese Kollaboration in dem Stück »The Hearth«, der erste englischsprachige Song der Band. Ein betörender Track wie von glänzendem, schweren Teer, der von den pulsierenden Beats Levaris ebenso wie von Wongs Stimme getragen wird. Weitere Produktionspartner waren Philipp Otterbach (»Kelch«) und Vactrol Park (»In Wonnenhieben«). Auch Nina Siegler, die bereits als Duett-Partnerin in dem Song »Himmelfahrten« zu hören war, leiht den Stücken »Ouroboros« und »In Wonnenhieben« erneut ihre Stimme.

Wenn die Reise nach knapp 50 Minuten auf den Fragen endet »Wollen Deine Li(e)der mich wieder erblinden? Mir im Dunkeln funkelnde Augen sein?« und dissonante Chöre, die an György Ligeti erinnern, einen hinaus in die Weite entlassen, dann ist es, als stehe man wieder direkt am Anfang, nur um sich gleich wieder aufzumachen. Ein Album so sonderbar wie wunderschön.

– Daniel Jahn